Logo des Filmclubs in den 1970er Jahren von Hermann Nüdling

Die Filmclubs, die auf Empfehlung der Besatzungsmächte nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland entstanden, waren vor allem vom Nachholbedarf nach Kultur gekennzeichnet. Als sich am 9. Oktober 1952 im Alten Lüner Rathaus Filmfreunde zusammenfanden, war die Filmclub-Bewegung im Lande schon in vollem Gange. Victor Zbick, der damalige Leiter der VHS, wurde der erste Vorsitzende. Ein Vertreter der Stadt sowie engagierte Menschen aus der Bevölkerung belebten die lokale Kulturszene mit anspruchsvollen Filmen, Diskussionen, Retrospektiven und Gesprächen mit Regisseuren. Bereits 1954 bot der Lüner Filmclub aufgrund steigender Mitgliedszahlen zwei Filme monatlich an. Die Stadt Lünen beteiligte sich an den Kosten. Im Rathaus wurden u.a. Filme über prominente Künstler wir Barlach, Rodin oder Matisse gezeigt. Das Vereinsleben blühte zudem mit regelmäßigen Karnevals- und Sommerfesten und Kunstgesprächen, an deren Organisation auch die VHS, die Buchhandlung Wenseler und die Galerie Röttger beteiligt war. 1957 gehörten 422 Mitglieder zum Filmclub.

Mitte 1959 ebbte die Euphorie ab. Der Vorstand wollte den Club auflösen, weil auch die kommerziellen Kinos Ausleseprogramme liefern würden, hieß es. Doch die Mitglieder waren anderer Meinung und wählten Margot Freytag zur Vorsitzenden. Es folgten mit ihr zwölf erfolgreiche Filmclub-Jahre. Denn die 54-jährige führte den Lüner Filmclub zur Blüte als in anderen Städten bereits das Filmclub-Sterben eingesetzt hatte. Parallel dazu verlief innerhalb von zehn Jahren (von 1959 bis 1969) die Schließungswelle der insgesamt neun Kinos auf nur noch zwei. Als es in Lünen zeitweise überhaupt kein Kino mehr gab, setzte sie sich dafür ein, dass wieder eines eröffnet wurde. Sie beobachtete kulturpolitische Entwicklungen und kulturelle Ereignisse äußerst gründlich und wusste auch überregional genau Bescheid. Sie widmete sich nicht nur Werken vergangener Kintopp-Zeiten. Sie holte sich die neuesten Streifen von den Oberhausener Kurzfilmtagen, kannte die dortigen Funktionäre und ging ihnen so lange auf die Nerven bis sie ihren Willen für ihren Filmclub hatte. Sie brachte den ersten chinesischen Farbfilm „Der Osten ist rot“ (1965) in der Bundesrepublik nach Lünen. Sie kämpfte um den einzigen Film des Theatermanns Erwin Piscator ,„Die Fischer von St. Barbara“, trieb Kopien in Belgien und Frankreich auf, holte Jungfilmer wie Werner Herzog zu Diskussionen in den Lüner Club und zeigte die Werke der heranwachsenden Regiestars Rainer Werner Fassbinder und Volker Schlöndorff.

Runde Geburtstage, wie das zehnjährige und das fünfzehnjährige Bestehen des Clubs wurden dreitägig gefeiert mit Filmvorführungen vom Stummfilm bis zum politischen Gegenwartsfilm. Zu jedem Film gab es ein Referat.

Mitte 1971 gab Margot Freytag ihren Vorsitz an Knut Thamm-Bürger ab; sie nahm aber weiterhin lebhaften Anteil am Leben des Filmclubs. Zum Silberjubiläum 1977 kamen wenig Gäste; es gab nur noch 49 Mitglieder. 1979 wurde der Filmclub aufgelöst, zeitgleich mit der Schließung des letzten Innenstadtkinos. Versuche, Filme im Heinz-Hilpert-Theater zu zeigen, scheiterten kläglich. Erst 1980 wurde die Lichtburg als Filmtheater reanimiert. 1990 erblickte dank des Investments des Kinobetreibers Gerd Politt in Verbindung mit der Stadt Lünen das Kinofest für den deutschen Film das Licht der Welt. Durch die Initiative des privatwirtschaftlichen Vereins „Pro Lünen“ bestand es bis 2019. 2021 übernahmen die Cineworld-Betreiber Meinolf Thies und Lutz Nennmann die Veranstalterrolle und Sonja Hoffmann wurde als Nachfolgerin von Mike Wiedemann, Künstlerische Leiterin des Kinofestes.

2020, mitten im Corona-Jahr, wurde auf Anregung des ehemaligen Kinofestleiters Mike Wiedemann ein neuer Filmclub gegründet.

Kurzform:

1952: Gründung Lüner Filmclub mit VHS und Stadt

1957: 422 Mitglieder

1959: Vorsitzende Margot Freytag

1971: Abschied nach 12 Jahren,

          Knut Thamm Vorsitzender

1977: Silberjubiläum ohne Pomp

1979: 14 Mitglieder lösen Club auf

Kein Kino bis:

1980: Reanimierung der Lichtburg

1983 Tod Margot Freytag

1990: Kinofest-Gründung bis heute

2020: Neuer Filmclub,

           Gründung  am 29. Juli, im Brauhaus Lünen,

Barbara Höpping

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