Die letzte Filmclubveranstaltung des Jahres 2024 versprühte Kinofest-Feeling. Die Vorstellung des Films „Leere Netze“ mit knapp 100 Besuchern und Besucherinnen bekam für die Mitglieder und Gäste einen besonderen Akzent durch die Anwesenheit des iranisch-deutschen Regisseurs Behrooz Karamizade.
Nach der Vorführung und später in der Lounge wurde er mit Fragen überhäuft, die er mit lockerer Brillanz beantwortete. Eine Besonderheit: Die früheren Buchhändlerinnen, Mutter und Tochter Vakilzadeh (Lippebuchhandlung), mit ihrer langjährigen Vergangenheit im Iran und auch der Mediziner Dr. Jihad Dabbagh als gebürtiger Syrer nutzten den Besuch des Regisseurs zu Kontakten. Die Vorsitzende Barbara Höpping hatte sie gezielt eingeladen.
Der Film „Leere Netze“ (zweitplaziert beim Kinofest 2023 für „Lüdia“) zeigt das Schicksal des jungen Amirs, der sich in ein Mädchen aus der Oberschicht verliebt und einen Job bei der örtlichen Fischerei annimmt und sich in das gefährliche und verbotene Geschäft des Kaviarschmuggels verwickeln lässt, um möglichst viel Geld zu sparen und die vermögende junge Frau Narges zu heiraten. „Ich wollte die Melancholie und die immer schlechter werdende Stimmung zeigen“, sagte Karamizade in seinen Antworten. „Wir wollten bei aller Härte der Schilderung sanft bleiben und die Zensur umgehen.“ Eine ungenehmigte Fassung laufe sogar im Iran, berichtete der Regisseur. Was mit Amir letztlich geschieht, erfährt der Zuschauer am Ende nicht mehr. Er fährt allein im Boot auf dem Kaspischen Meer davon, es ist wohl die Flucht aus dem unmenschlichen Regime.
Text: Gerd Kestermann, Fotos: Florian Klapetz